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 Mein Kampf

ADOLF HITLER

 

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Grundgedanken über Sinn und Organisation der SA.

 

Die Stärke des alten Staates ruhte auf drei Säulen: der monarchischen Staatsform, dem Verwaltungskörper und dem Heer. Die Revolution des Jahres 1918 hat die Staatsform beseitigt, das Heer zersetzt und den Verwaltungskörper der Parteikorruption ausgeliefert. Damit sind aber die wesentlichsten Stützen einer sogenannten Staatsautorität zerschlagen worden. Diese beruht an sich fast immer auf den drei Elementen, die grundsätzlich jeder Autorität zugrunde liegen.

Das erste Fundament zur Bildung von Autorität bietet stets die Popularität. Eine Autorität jedoch, die allein auf diesem Fundamente ruht, ist noch äußerlich schwach, unsicher und schwankend. Jeder Träger einer solchen rein auf Popularität fußenden Autorität muß deshalb trachten, die Grundlage dieser Autorität zu verbessern und zu sichern durch Bildung von Macht. In der Macht also, in der Gewalt, sehen wir die zweite Grundlage jeder Autorität. Sie ist bereits wesentlich stabiler, sicherer, durchaus aber nicht immer kraftvoller als die erste. Vereinen sich Popularität und Gewalt und vermögen sie gemeinsam eine gewisse Zeit zu überdauern, dann kann eine Autorität auf noch festerer Grundlage erstehen, die Autorität der Tradition. Wenn endlich Popularität, Kraft und Tradition sich verbinden, darf eine Autorität als unerschütterlich betrachtet werden.

{580 Die drei Grundlagen der Autorität}

Durch die Revolution ist dieser letzte Fall vollständig ausgeschaltet worden. Ja, es gab nicht einmal mehr eine Autorität der Tradition. Mit dem Zusammenbruch des alten Reiches, der Beseitigung der alten Staatsform, der Vernichtung der ehemaligen Hoheitszeichen und Reichssymbole ist die Tradition jäh abgerissen worden. Die Folge davon war die schwerste Erschütterung der Staatsautorität.

Selbst die zweite Säule der Staatsautorität, die Gewalt, war nicht mehr vorhanden. Um überhaupt die Revolution durchführen zu können, war man gezwungen gewesen, die Verkörperung der organisierten Kraft und Gewalt des Staates, nämlich das Heer, zu zersetzen; ja, man mußte die zerfressenen Teile der Armee selbst als revolutionäre Kampfelemente verwenden. Wenn auch die Frontarmeen dieser Zersetzung in nicht einheitlichem Maße anheimgefallen waren, so wurden sie doch, je mehr sie die ruhmvollen Stätten ihres viereinhalbjährigen heldenhaften Ringens hinter sich ließen, von der Säure der Desorganisation der Heimat angefressen und endeten, in den Demobilmachungsorganisationen angekommen, ebenfalls im Durcheinander des sogenannten freiwilligen Gehorsams der Soldatenratsepoche.

Auf diese meuternden, den Heeresdienst im Sinne einer achtstündigen Arbeitszeit auf fassenden Soldatenhaufen konnte man allerdings keine Autorität mehr stützen. Damit war das zweite Element, dasjenige, das die Festigkeit der Autorität erst verbürgt, auch beseitigt, und die Revolution besaß eigentlich nur mehr das ursprünglichste, die Popularität, um ihre Autorität darauf aufzubauen. Gerade diese Grundlage war aber eine außerordentlich<?> unsichere. Wohl gelang der Revolution mit einem einzigen gewaltigen Anhieb die Zerschmetterung des alten Staatsgebäudes, allein im tiefsten Grunde doch nur, weil das normale Gleichgewicht innerhalb der Struktur unseres Volkes durch den Krieg schon beseitigt worden war.

Jeder Volkskörper kann in drei große Klassen gegliedert werden: in ein Extrem des besten Menschentums auf der einen Seite, gut im Sinne aller Tugenden, besonders aus-

{581 Die drei Klassen des Volkskörpers}

gezeichnet durch Mut und Opferfreudigkeit, andererseits ein Extrem des schlechtesten Menschenauswurfs, schlecht im Sinne des Vorhandenseins aller egoistischen Triebe und Laster. Zwischen beiden Extremen liegt als dritte Klasse die große, breite mittlere Schicht, in der sich weder strahlendes Heldentum noch gemeinste Verbrechergesinnung verkörpert.

Zeiten des Emporstiegs eines Volkskörpers zeichnen sich aus, ja existieren nur durch die absolute Führung des extrembesten Teiles.

Zeiten einer normalen, gleichmäßigen Entwicklung oder eines stabilen Zustandes zeichnen sich aus und bestehen durch das ersichtliche Dominieren der Elemente der Mitte, wobei die beiden Extreme sich gegenseitig die Waage halten, beziehungsweise sich aufheben.

Zeiten des Zusammenbruchs eines Volkskörpers werden bestimmt durch das vorherrschende Wirken der schlechtesten Elemente.

Bemerkenswert ist aber dabei, daß die breite Masse, als die Klasse der Mitte, wie ich sie bezeichnen will, nur dann fühlbar in Erscheinung tritt, wenn die beiden Extreme selbst sich in gegenseitigem Ringen binden, daß sie aber im Falle des Sieges eines der Extreme sich stets dem Sieger willfährig unterordnet. Im Falle des Dominierens der Besten wird die breite Masse diesen folgen, im Falle des Emporkommens der Schlechtesten wird sie ihnen mindestens keinen Widerstand entgegensetzen; denn kämpfen wird die Masse der Mitte selber niemals.

Der Krieg hat nun in seinem viereinhalbjährigen blutigen Geschehen das innere Gleichgewicht dieser drei Klassen insofern gestört, als man — bei Anerkennung aller Opfer der Mitte — dennoch feststellen muß, daß er zu einer fast vollständigen Ausblutung des Extrems des besten Menschentums führte. Denn was in diesen viereinhalb Jahren

{582 Das Opfer der Besten}

an unersetzlichem deutschem Heldenblut vergossen wurde, ist wirklich ungeheuer. Man summiere alle die Hunderttausende von Einzelfällen zusammen, in denen es immer wieder hieß: Freiwillige vor die Front, freiwillige Patrouillengänger, freiwillige Meldegänger, Freiwillige für Telephontrupps, Freiwillige für Brückenübergänge, Freiwillige für U-Boote, Freiwillige für Flugzeuge, Freiwillige für Sturmbataillone usw. — immer und immer wieder durch viereinhalb Jahre hindurch bei tausend Anlässen Freiwillige und wieder Freiwillige —, und man sieht stets das gleiche Ergebnis: Der bartlose Jüngling oder der reife Mann, beide von glühender Vaterlandsliebe, von großem persönlichem Mut oder höchstem Pflichtbewußtsein erfüllt, sie meldeten sich. Zehntausend, ja hunderttausend solcher Fälle kamen vor, und allmählich wurde dieses Menschentum immer dünner und dünner. Was nicht fiel, war entweder zu Krüppeln zerschossen oder verkrümelte sich allmäh1ich infolge der Kleinheit der übriggebliebenen Zahl. Man bedenke aber vor allem, daß das Jahr 1914 ganze Armeen aus sogenannten Freiwilligen aufstellte, die, dank der verbrecherischen Gewissenlosigkeit unserer parlamentarischen Taugenichtse, keine gültige Friedensausbildung erhalten hatten und so nun als wehrloses Kanonenfutter dem Feinde preisgegeben waren. Die vierhunderttausend, die damals in den Kämpfen von Flandern fielen oder zu Krüppeln wurden, konnten nicht mehr ersetzt werden. Ihr Verlust war mehr als das Ausscheiden einer bloßen Zahl. Durch ihren Tod schnellte die Waage, auf der guten Seite zu wenig beschwert, in die Höhe, und schwerer wogen nun als früher die Elemente der Gemeinheit, der Niedertracht und der Feigheit, kurz die Masse des Extrems des Schlechten.

Denn noch eins kam dazu: Nicht nur, daß auf den Schlachtfeldern das Extrem des Besten in der ungeheuerlichsten Weise durch die viereinhalb Jahre hindurch gelichtet worden war, das Extrem des Schlechten hatte sich in der wundervollsten Art unterdessen konserviert. Sicherlich traf auf jeden sich freiwillig

{583 Das Überwuchern der Schlechten}

meldenden Helden, der nach heiligem Opfertod dann die Stufen nach Walhall emporstieg, ein Drückeberger, der sehr vorsichtig dem Tode den Rücken kehrte, um sich statt dessen mehr oder weniger nützlich in der Heimat zu betätigen.

So ergibt das Ende des Krieges folgendes Bild: Die mittlere breite Schicht der Nation hat ihren Zoll an pflichtgemäßen Blutopfern gebracht; das Extrem der Besten hat sich in vorbildlichem Heldentum fest restlos aufgeopfert; das Extrem der Schlechten, unterstützt durch unsinnigste Gesetze einerseits und durch die Nichtanwendung der Kriegsartikel andererseits, ist leider ebenso restlos erhalten geblieben.

Dieser wohlkonservierte Abschaum unseres Volkskörpers hat dann die Revolution gemacht, und er konnte sie nur machen, weil das Extrem bester Elemente ihm nicht mehr gegenüberstand: — es war nicht mehr am Leben.

Damit aber war die deutsche Revolution von vornherein nur eine bedingt populäre Sache. Nicht das deutsche Volk an sich hat diese Kainstat verbrochen, sondern das lichtscheue Gesindel seiner Deserteure, Zuhälter usw.

Der Mann an der Front, er begrüßte das Ende des blutigen Ringens, war glücklich, die Heimat wieder betreten zu können, Weib und Kind wieder sehen zu dürfen. Allein mit der Revolution selbst hatte er innerlich nichts zu tun; er liebte sie nicht, und noch viel weniger liebte er ihre Erreger und Organisatoren. In den viereinhalb Jahren schwersten Kampfes hatte er die Parteihyänen vergessen, und ihr ganzer Hader war ihm fremd geworden.

Nur bei einem kleinen Teil des deutschen Volkes war die Revolution wirklich populär geworden: nämlich bei jener Klasse ihrer Helfer, die den Rucksack als Erkennungszeichen aller Ehrenbürger dieses neuen Staates gewählt hatten. Sie liebten Revolutionen nicht um ihrer selbst willen, wie so manche irrtümlich heute noch glauben, sondern wegen ihrer Folgen.

Allein auf die Popularität bei diesen marxistischen Freibeutern ließ sich wahrlich nur schwer eine Autorität dauernd

{584 Desorganisation als Folge}

stützen. Und doch brauchte gerade die junge Republik Autorität um jeden Preis, wollte sie nicht nach einem kurzen Chaos von einer sich aus den letzten Elementen der guten Seite unseres Volkes zusammenschließenden Vergeltungsmacht plötzlich wieder verschlungen werden.

Sie fürchteten damals nichts mehr, jene Träger des Umsturzes, als im Strudel ihrer eigenen Wirrnis selber jeden Boden zu verlieren und plötzlich von einer ehernen Faust, wie sie in solchen Zeitläuften<?> öfter als einmal aus dem Leben der Völker herauswächst, gefaßt und auf einen anderen Boden gestellt zu werden. Die Republik mußte sich um jeden Preis konsolidieren.

So war sie fast augenblicklich gezwungen, neben der schwankenden Säule ihrer schwachen Popularität sich wieder eine Organisation der Gewalt zu schaffen, um auf ihr eine festere Autorität begründen zu können.

Als die Matadoren der Revolution in den Tagen des Dezember, Januar, Februar 1918/1919 den Boden unter den Füßen wanken fühlten, hielten sie Umschau nach Menschen, die bereit sein würden, die schwache Position, die ihnen die Liebe ihres Volkes bot; durch die Gewalt der Waffe zu stärken. Die "antimilitaristische" Republik brauchte Soldaten. Da aber die erste und einzige Stütze ihrer Staatsautorität — nämlich ihre Popularität — nur in einer Gesellschaft von Zuhältern, Dieben, Einbrechern, Deserteuren, Drückebergern usw. wurzelte, also in jenem Teil des Volkes, den wir als das Extrem des Schlechten bezeichnen müssen, war alles Werben nach Menschen, die das eigene Leben im Dienste des neuen Ideals zu opfern bereit waren, in diesen Kreisen vergebliche Liebesmühe gewesen. Die tragende Schicht des revolutionären Gedankens und der Durchführung der Revolution war weder fähig noch bereit, die Soldaten zum Schutze derselben zu stellen. Denn diese Schicht wollte keineswegs die Organisation eines republikanischen Staatskörpers, sondern die Desorganisation des vor-

{585 Entstehung der Freikorps}

handenen zur besseren Befriedigung ihrer Instinkte. Ihre Parole hieß nicht: Ordnung und Ausbau der deutschen Republik, als vielmehr: Ausplünderung derselben.

So mußte der Schrei nach Hilfe, den die Volksbeauftragten damals in tausend Ängsten ausstießen, in dieser Schicht ungehört verhallen, ja im Gegenteil Abwehr und Verbitterung auslösen. Denn man empfand in einem solchen Beginnen einen Bruch von Treu und Glauben, witterte man doch in der Bildung einer nicht mehr allein auf ihrer Popularität fußenden, sondern durch Macht gestützten Autorität den Beginn des Kampfes gegen das für diese Elemente allein Maßgebliche der Revolution: gegen das Recht auf Diebstahl und zuchtlose Herrschaft einer aus den Mauern der Zuchthäuser ausgebrochenen und von ihren Ketten befreiten Horde von Dieben und Plünderern, kurz schlechtem Gesindel.

Die Volksbeauftragten mochten rufen soviel sie wollten, es kam niemand aus ihren Reihen, und nur der Gegenruf "Verräter" gab ihnen die Auffassung jener Träger ihrer Popularität kund.

Damals fanden sich zum ersten Male zahlreiche junge Deutsche bereit, im Dienste der "Ruhe und Ordnung", wie sie meinten, noch einmal den Soldatenrock zuzuknöpfen, Karabiner und Gewehr über die Schulter zu nehmen, um mit angezogenem Stahlhelm den Destrukteuren der Heimat entgegenzutreten. Als freiwillige Soldaten schlossen sie sich in freie Korps zusammen und begannen, während sie die Revolution grimmig haßten, dieselbe Revolution zu beschützen und dadurch praktisch zu festigen.

Im besten Glauben handelten sie so.

Der wirkliche Organisator der Revolution und ihr tatsächlicher Drahtzieher, der internationale Jude, hatte damals die Situation richtig abgeschätzt. Das deutsche Volk

{586 Unangebrachte Milde gegen Deserteure}

war noch nicht reif, um in den bolschewistischen Blutsumpf hineingezerrt werden zu können, wie dies in Rußland gelang. Es lag dies zum großen Teil an der rassisch immer noch größeren Einheit zwischen deutscher Intelligenz und deutschem Handarbeiter. Weiter in der großen Durchdringung selbst breitester Volksschichten mit Bildungselementen, wie dies ähnlich nur in den anderen westeuropäischen Staaten der Fall ist, in Rußland jedoch vollkommen fehlte. Dort war schon die Intelligenz selbst größtenteils nichtrussischer Nationalität oder wenigstens nichtslawischen Rassecharakters. Die dünne intellektuelle Oberschicht des damaligen Rußlands konnte jederzeit abgehoben werden infolge des vollkommenen Fehlens verbindender Zwischenbestandteile zur Masse des großen Volkes. Das geistige und auch das moralische Niveau dieser letzteren aber war dort entsetzlich tief.

Sowie es in Rußland gelang, den ungebildeten, nicht lesen- und nicht schreibenkönnenden Haufen in der breiten Masse gegen die mit ihm in keinerlei Beziehung und Verbindung stehende dünne intellektuelle Oberschicht zu hetzen, war das Schicksal dieses Landes entschieden, die Revolution gelungen; der russische Analphabet war damit zum wehrlosen Sklaven seiner jüdischen Diktatoren gemacht, die ihrerseits allerdings klug genug waren, diese Diktatur von der Phrase der "Volksdiktatur" tragen zu lassen.

In Deutschland kam noch folgendes dazu: So sicher die Revolution nur infolge der allmählichen Zersetzung des Heeres gelingen konnte, so sicher war der wirkliche Träger der Revolution und Zersetzer des Heeres nicht der Soldat der Front gewesen, sondern das mehr oder weniger lichtscheue Gesindel, das sich entweder in den Heimatgarnisonen herumtrieb oder als "unabkömmlich" irgendwo in der Wirtschaft Dienste verrichtete. Verstärkt wurde diese Armee noch durch Zehntausende von Deserteuren, die ohne besonderes Risiko der Front den Rücken kehren konnten. Der wirkliche Feigling scheut zu allen Zeiten natürlich nichts mehr als den Tod. Den Tod aber hatte er an der Front Tag für Tag in tausendfältigen Erscheinungen vor

{587 Deserteure und Revolution}

Augen. Will man schwache, schwankende oder gar feige Burschen nichtsdestoweniger zu ihrer Pflicht anhalten, dann gibt es von jeher nur eine Möglichkeit: Es muß der Deserteur wissen, daß seine Desertion gerade das mit sich bringt, was er fliehen will. An der Front kann man sterben, als Deserteur muß man sterben. Nur durch solch eine drakonische Bedrohung jedes Versuches zur Fahnenflucht kann eine abschreckende Wirkung nicht nur für den einzelnen, sondern auch für die Gesamtheit erzielt werden.

Und hier lagen Sinn und Zweck der Kriegsartikel.

Es war ein schöner Glaube, den großen Kampf um das Dasein eines Volkes durchfechten zu können, lediglich gestützt auf die aus der Erkenntnis der Notwendigkeit heraus geborene und erhaltene freiwillige Treue. Die freiwillige Pflichterfüllung hat immer die Besten in ihrem Handeln bestimmt, nicht aber den Durchschnitt. Darum sind derartige Gesetze notwendig, wie zum Beispiel die gegen Diebstahl, die ja nicht für die grundsätzlich Ehrlichen geschaffen wurden, sondern für die wankelmütigen, schwachen Elemente. Solche Gesetze sollen durch die Abschreckung der Schlechten verhindern, daß sich ein Zustand entwickle, in dem endlich der Ehrliche als der Dümmere betrachtet würde und mithin immer mehr zu der Anschauung käme, daß es zweckmäßiger sei, sich ebenfalls am Diebstahl zu beteiligen, als mit leeren Händen zuzusehen oder gar sich bestehlen zu lassen.

So war es falsch, zu glauben, daß man in einem Kampf, der aller menschlichen Voraussicht nach jahrelang toben konnte, der Hilfsmittel würde entbehren können, die die Erfahrung vieler Jahrhunderte, ja Jahrtausende als diejenigen erscheinen ließ, die in ernsten Zeiten und Augenblicken schwerster Nervenbeanspruchung schwache und unsichere Menschen zur Erfüllung ihrer Pflicht zu zwingen vermögen.

Für den kriegsfreiwilligen Helden brauchte man selbstverständlich keinen Kriegsartikel, wohl aber für den feigen

{588 Die Furcht vor dem Frontsoldaten}

Egoisten, der in der Stunde der Not seines Volkes sein Leben höher schätzt als das der Gesamtheit. Solch ein charakterloser Schwächling aber kann nur durch Anwendung der härtesten Strafe abgehalten werden, seiner Feigheit nachzugeben. Wenn Männer dauernd mit dem Tode ringen und durch Wochen ruhelos in schlammgefüllten Trichtern, bei manches Mal schlechtester Verpflegung, auszuharren haben, kann der unsicher werdende Kantonist nicht durch Drohung mit Gefängnis oder selbst Zuchthaus bei der Stange gehalten werden, sondern allein durch rücksichtslose Anwendung der Todesstrafe. Denn er sieht erfahrungsgemäß in solcher Zeit das Gefängnis als einen immer noch tausendmal angenehmeren Ort an als das Schlachtfeld, sintemalen im Gefängnis doch wenigstens sein unschätzbares Leben nicht bedroht wird. Daß man im Kriege aber praktisch die Todesstrafe ausschaltete, die Kriegsartikel also in Wirklichkeit außer Kurs setzte, hat sich entsetzlich gerächt. Eine Armee von Deserteuren ergoß sich, besonders im Jahre 1918, in Etappe und Heimat und half mit, jene große, verbrecherische Organisation zu bilden, die wir dann als die Macherin der Revolution nach dem 7. November 1918 plötzlich vor uns sahen.

Die Front selbst hatte damit eigentlich nichts zu tun. Nur Sehnsucht nach Frieden haben ihre Angehörigen natürlich alle empfunden. Allein gerade in dieser Tatsache lag eine außerordentliche Gefahr für die Revolution. Denn als sich nach dem Waffenstillstand die deutschen Armeen der Heimat zu nähern begannen, da war die bange Frage der damaligen Revolutionäre immer nur die gleiche: Was werden die Fronttruppen machen? Werden die Feldgrauen das dulden?In diesen Wochen mußte die Revolution in Deutschland wenigstens äußerlich gemäßigt erscheinen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, von einigen deutschen Divisionen plötzlich blitzschnell zusammengehauen zu werden. Denn wenn damals auch nur ein einziger Divisionär den Entschluß gefaßt hätte, mit seiner ihm treu ergebenen Division die

{589 Die Furcht vor dem Frontsoldaten}

roten Fetzen herunterzuholen und die "Räte" an die Wand stellen zu lassen, etwaigen Widerstand aber mit Minenwerfern und Handgranaten zu brechen, so würde diese Division in noch nicht einmal vier Wochen zu einer Armee von sechzig Divisionen angeschwollen sein. Davor zitterten die jüdischen Drahtzieher mehr als vor irgend etwas anderem. Und gerade um dies zu verhindern, mußte man der Revolution eine gewisse Mäßigung auferlegen, sie durfte nicht in Bolschewismus ausarten, sondern mußte, wie die Dinge nun einmal lagen, "Ruhe und Ordnung" heucheln. Daher die zahlreichen großen Konzessionen, der Appell an den alten Beamtenkörper, an die alten Armeeführer. Man brauchte sie wenigstens noch eine gewisse Zeit, und erst als die Mohren ihre Schuldigkeit getan hatten, konnte man wagen, ihnen die gebührenden Fußtritte zu versetzen und die Republik aus den Händen der alten Staatsdiener zu nehmen und den Klauen der Revolutionsgeier auszuliefern.

Nur so durfte man hoffen, alte Generale und alte Staatsbeamte zu düpieren, um einen eventuellen Widerstand derselben durch die anscheinende Harmlosigkeit und Milde des neuen Zustandes von vornherein zu entwaffnen.

Wie sehr dies gelungen ist, hat die Praxis gezeigt.

Allein die Revolution war nicht gemacht worden von Elementen der Ruhe und Ordnung, als vielmehr von solchen des Aufruhrs, des Diebstahls und der Plünderung. Und diesen war weder die Entwicklung der Revolution dem eigenen Wollen entsprechend, noch konnte ihnen aus taktischen Gründen der Verlauf erläutert und mundgerecht gemacht werden.

Mit der allmählichen Zunahme der Sozialdemokratie hatte diese immer mehr den Charakter einer brutalen Revolutionspartei verloren. Nicht, als ob sie gedanklich je einem anderen Ziele als dem der Revolution gehuldigt, oder ihre Führer je andere Absichten gehabt hätten; durchaus nicht. Allein, was endlich übrigblieb, war nur noch die Absicht

{590 Zusammenspiel der Linksparteien}

und ein zur Ausführung derselben nicht mehr passender Körper. Mit einer Zehnmillionenpartei kann man keine Revolution mehr machen. In einer solchen Bewegung hat man nicht länger ein Extrem der Aktivität vor sich, sondern die breite Masse der Mitte, also die Trägheit.

In dieser Erkenntnis fand noch während des Krieges die berühmte Spaltung der Sozialdemokratie durch den Juden statt, d. h.: Während sich die sozialdemokratische Partei, entsprechend der Trägheit ihrer Masse, wie ein Bleigewicht an die nationale Verteidigung hing, zog man aus ihr die radikal-aktivistischen Elemente heraus und formierte sie zu besonders schlagkräftigen neuen Angriffskolonnen. Unabhängige Partei und Spartakusbund waren die Sturmbataillone des revolutionären Marxismus. Sie hatten die vollendete Tatsache zu schaffen, auf deren Boden dann die jahrzehntelang darauf vorbereitete Masse der sozialdemokratischen Partei treten konnte. Das feige Bürgertum wurde dabei vom Marxismus richtig eingeschätzt und einfach "en canaille" behandelt. Man nahm von ihm überhaupt keine Notiz, wissend, daß die hündische Unterwürfigkeit der politischen Gebilde einer alten ausgedienten Generation zu ernstlichem Widerstand niemals fähig sein würde.

Sowie die Revolution gelungen war und die Hauptstützen des alten Staates als gebrochen gelten konnten, die zurückmarschierende Frontarmee aber als unheimliche Sphinx aufzutauchen begann, mußte in der natürlichen Entwicklung der Revolution gebremst werden; das Gros der sozialdemokratischen Armee besetzte die eroberte Stellung, und die unabhängigen und spartakistischen Sturmbataillone wurden beiseitegeschoben.

Dies ging jedoch nicht ohne Kampf.

Nicht nur, daß sich die aktivistischen Angriffsformationen der Revolution, weil nicht befriedigt, nun betrogen fühlten und von sich aus weiterschlagen wollten, war ihr unbändiges Randalieren den Drahtziehern der Revolution selber nur erwünscht. Denn kaum, daß der Umsturz vorbei

{591 Das Einfangen der Bürgerlichen}

war, gab es in ihm selber bereits scheinbar zwei Lager, nämlich: die Partei der Ruhe und Ordnung und die Gruppe des blutigen Terrors. Was aber war nun natürlicher, als daß unser Bürgertum sofort mit fliegenden Fahnen in das Lager der Ruhe und Ordnung einrückte? Jetzt war auf einmal für diese erbärmlichsten politischen Organisationen die Möglichkeit einer Betätigung gegeben, bei der sie, ohne es sagen zu müssen, dennoch im stillen bereits wieder einen Boden unter den Füßen gefunden hatten und in eine gewisse Solidarität mit der Macht kamen, die sie haßten, aber noch inständiger fürchteten. Das politische deutsche Bürgertum hatte die hohe Ehre erhalten, sich mit den dreimal verfluchten Marxistenführern zur Bekämpfung der Bolschewisten an einen Tisch setzen zu dürfen.

So bildete sich bereits im Dezember 1918 und Januar 1919 folgender Zustand heraus: Von einer Minderheit schlechtester Elemente ist eine Revolution gemacht worden, hinter die sofort die gesamten marxistischen Parteien traten. Die Revolution selbst hat ein scheinbar gemäßigtes Gepräge, was ihr die Feindschaft der fanatischen Extremisten zuzieht. Diese beginnen mit Handgranaten und Maschinengewehren herumzuknallen, Staatsbauten zu besetzen, kurz, die gemäßigte Revolution zu bedrohen. Um den Schrecken einer solchen weiteren Entwicklung zu bannen, wird ein Waffenstillstand geschlossen zwischen den Trägern des neuen Zustandes und den Anhängern des alten, um nun gemeinsam gegen die Extremisten den Kampf führen zu können. Das Ergebnis ist, daß die Feinde der Republik damit ihren Kampf gegen die Republik als solche eingestellt haben und mithelfen, diejenigen niederzuzwingen, die selbst, wenn auch aus ganz anderen Gesichtspunkten heraus, ebenfalls Feinde dieser Republik sind. Das weitere Ergebnis aber ist, daß dadurch endgültig die Gefahr eines Kampfes der Anhänger des alten Staates gegen die des neuen abgebogen erscheint.

Man kann sich diese Tatsache gar nicht oft und scharf genug vor Augen halten. Nur wer sie begreift, versteht, wie es möglich war, daß einem Volk, das zu neun Zehnteln

{592 Kapitulation der Bürgerlichen}

eine Revolution nicht gemacht hat, zu sieben Zehnteln sie ablehnt, zu sechs Zehnteln sie haßt, endlich von einem Zehntel dennoch diese Revolution aufgezwungen werden konnte.

Allmählich verbluteten die spartakistischen Barrikadenkämpfer auf der einen Seite und die nationalistischen Fanatiker und Idealisten auf der anderen, und in eben dem Maße, in dem diese beiden Extreme sich gegenseitig aufrieben, siegte, wie immer, die Masse der Mitte. Bürgertum und Marxismus fanden sich auf dem Boden der gegebenen Tatsachen, und die Republik begann sich zu "konsolidieren". Was allerdings die bürgerlichen Parteien zunächst nicht hinderte, besonders vor den Wahlen, noch eine Zeitlang den monarchischen Gedanken zu zitieren, um mit den Geistern der vergangenen Welt die kleineren Geister ihrer Anhänger zu beschwören und erneut einfangen zu können.

Ehrlich war dies nicht. Sie hatten innerlich alle schon längst mit der Monarchie gebrochen, und die Unsauberkeit des neuen Zustandes begann ihre verführerischen Wirkungen auch im bürgerlichen Parteilager geltend zu machen. Der gewöhnliche bürgerliche Politiker fühlt sich heute wohler im Korruptionsschlamm der Republik als in der reinlichen Härte, die ihm vom vergangenen Staat her noch in Erinnerung ist.

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Wie schon gesagt, war die Revolution nach der Zertrümmerung des alten Heeres gezwungen, sich zur Stärkung ihrer Staatsautorität einen neuen Machtfaktor zu schaffen. Wie die Dinge lagen, konnte sie diesen nur aus Anhängern einer ihr eigentlich entgegengesetzten Weltanschauung gewinnen. Aus ihnen allein konnte dann auch langsam ein neuer Heereskörper entstehen, der, äußerlich begrenzt durch die Friedensverträge, in seiner Gesinnung im Laufe der Zeit zu einem Instrument der neuen Staatsauffassung umgeformt werden mußte.

Legt man sich die Frage vor, wieso — abgesehen von allen wirklichen Fehlern des alten Staates, welche zur Ursache

{593 Warum gelang der Umsturz?}

wurden — die Revolution als Aktion gelingen konnte, so kommt man zu dem Ergebnis: 1. infolge der Erstarrung unserer Begriffe von Pflichterfüllung und Gehorsam und2. infolge der feigen Passivität unserer sogenannten staatserhaltenden Parteien.

Hierzu sei noch folgendes gesagt: Die Erstarrung unserer Begriffe von Pflichterfüllung und Gehorsam hat ihren letzten Grund in unserer gänzlich anationalen und immer nur rein staatlichen Erziehung. Daraus resultiert auch hier die Verkennung von Mittel und Zweck. Pflichtbewußtsein, Pflichterfüllung und Gehorsam sind nicht Zwecke an sich, genau so wenig, wie der Staat ein Zweck an sich ist, sondern sie sollen alle die Mittel sein, einer Gemeinschaft seelisch und physisch gleichartiger Lebewesen die Existenz auf dieser Erde zu ermöglichen und zu sichern. In einer Stunde, da ein Volkskörper sichtlich zusammenbricht und allem Augenscheine nach der schwersten Bedrückung ausgeliefert wird, dank des Handelns einiger Lumpen, bedeuten Gehorsam und Pflichterfüllung diesen gegenüber doktrinären Formalismus, ja reinen Wahnwitz, wenn andererseits durch Verweigerung von Gehorsam und "Pflichterfüllung" die Errettung eines Volkes vor seinem Untergang ermöglicht würde. Nach unserer heutigen bürgerlichen Staatsauffassung hat der Divisionär, der seinerzeit von oben den Befehl erhielt, nicht zu schießen, pflichtgemäß und damit recht gehandelt, indem er nicht schoß, da der bürgerlichen Welt der gedankenlose formale Gehorsam wertvoller ist als das Leben des eigenen Volkes. Nach nationalsozialistischer Auffassung tritt aber in solchen Augenblicken nicht der Gehorsam gegenüber schwachen Vorgesetzten in Kraft, sondern der Gehorsam gegenüber der Volksgemeinschaft. Es tritt in einer solchen

{594 Passivität der "Staatserhaltenden"}

Stunde die Pflicht der persönlichen Verantwortung einer ganzen Nation gegenüber in Erscheinung.

Daß eine lebendige Auffassung dieser Begriffe in unserem Volk oder, besser, in unseren Regierungen verlorengegangen war, um dort einer rein doktrinären und formalen zu weichen, war die Ursache des Gelingens der Revolution.

Zum zweiten Punkt wäre folgendes zu bemerken: Der tiefere Grund für die Feigheit der "staatserhaltenden" Parteien ist vor allem das Ausscheiden des aktivistischen, gut gesinnten Teiles unseres Volkes aus ihren Reihen, der im Felde verblutete. Davon abgesehen, waren unsere bürgerlichen Parteien, die wir als die einzigen politischen Gebilde bezeichnen können, die auf dem Boden des alten Staates standen, überzeugt, ihre Anschauungen ausschließlich auf geistigem Wege und mit geistigen Mitteln vertreten zu dürfen, da die Anwendung von physischen allein dem Staate zukäme. Nicht nur, daß man in einer solchen Auffassung das Zeichen einer allmählich sich herausbildenden dekadenten Schwäche zu erblicken hat, war sie auch unsinnig in einer Zeit, in der ein politischer Gegner diesen Standpunkt bereits längst verlassen hatte und statt dessen in aller Offenheit betonte, wenn möglich seine politischen Ziele auch durch Gewalt verfechten zu wollen. In dem Augenblick, in dem in der Welt der bürgerlichen Demokratie, als Folgeerscheinung derselben, der Marxismus auftauchte, war ihr Appell, den Kampf mit "geistigen Waffen" zu führen, ein Unsinn, der sich eines Tages furchtbar rächen mußte. Denn der Marxismus selbst vertrat von jeher die Auffassung, daß die Anwendung einer Waffe nur nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten zu erfolgen hat und das Recht hierzu immer im Gelingen liegt.

Wie richtig diese Auffassung ist, wurde in den Tagen vom 7.–11. November 1918 bewiesen. Damals kümmerte sich der Marxismus nicht im geringsten um Parlamentarismus und Demokratie, sondern gab beiden durch brüllende und schießende Verbrecherhaufen den Todesstoß. Daß die bürgerlichen Schwätzerorganisationen im selben Augenblick wehrlos waren, ist selbstverständlich.

{595 Kapitulation vor dem Marxismus}

Nach der Revolution, da die bürgerlichen Parteien, wenn auch unter Änderung ihrer Firmenschilder, plötzlich wieder auftauchten und ihre tapferen Führer aus der Verborgenheit finsterer Keller und luftiger Speicher hervorkrochen, da hatten sie, wie alle Vertreter derartiger alter Gebilde, ihre Fehler nicht vergessen und ebenso nichts hinzugelernt. Ihr politisches Programm lag in der Vergangenheit, sofern sie sich nicht mit dem neuen Zustand innerlich bereits ausgesöhnt hatten, ihr Ziel war jedoch, sich am neuen Zustand wenn möglich beteiligen zu dürfen, und ihre einzigen Waffen blieben dabei nach wie vor ihre Worte.

Auch nach der Revolution haben die bürgerlichen Parteien in jämmerlicher Weise jederzeit vor der Straße kapituliert.

Als das Republikschutzgesetz zur Annahme kommen sollte, war eine Majorität dafür zunächst nicht vorhanden. Allein vor den zweihunderttausend demonstrierenden Marxisten packte die bürgerlichen "Staatsmänner" eine derartige Angst, daß sie gegen ihre Überzeugung das Gesetz annahmen, in der erbaulichen Furcht, andernfalls beim Verlassen des Reichstages von der wütenden Masse windelweich geprügelt zu werden. Was dann leider zufolge der Annahme ausblieb. —So ging denn auch die Entwicklung des neuen Staates ihre Bahnen, als ob es eine nationale Opposition überhaupt nicht gegeben hätte.

Die einzigen Organisationen, die in dieser Zeit Mut und Kraft besessen hätten, dem Marxismus und seinen verhetzten Massen entgegenzutreten, waren zunächst die Freikorps, später die Selbstschutzorganisationen, Einwohnerwehren usw. und endlich die Traditionsverbände.

Warum aber auch ihr Dasein in der Entwicklung der deutschen Geschichte keinerlei nur irgendwie wahrnehmbare Umstellung herbeiführte, lag an folgendem: So wie die sogenannten nationalen Parteien keinerlei Einfluß auszuüben vermochten, mangels irgendwelcher bedrohlichen Macht auf der Straße, so konnten

{596 Versagen der nationalen Parteien}

hinwieder die sogenannten Wehrverbände keinerlei Einfluß ausüben mangels irgendwelcher politischen Idee und vor allem jedes wirklichen politischen Zieles.

Was dem Marxismus einst den Erfolg gegeben hatte, war das vollendete Zusammenspiel von politischem Wollen und aktivistischer Brutalität. Was das nationale Deutschland von jeder praktischen Gestaltung der deutschen Entwicklung ausschaltete, war das Fehlen einer geschlossenen Zusammenarbeit brutaler Macht mit genialem politischem Wollen.

Welcher Art das Wollen der "nationalen" Parteien auch sein mochte, sie hatten nicht die geringste Macht, dieses Wollen zu verfechten, am wenigsten auf der Straße.

Die Wehrverbände hatten alle Macht, waren die Herren der Straße und des Staates und besaßen keine politische Idee und kein politisches Ziel, für die ihre Macht zum Nutzen des nationalen Deutschlands eingesetzt worden wäre oder auch nur hätte eingesetzt werden können. In beiden Fällen war es die Schlauheit des Juden, die es fertigbrachte, durch kluges Zureden und Bestärken eine förmliche Verewigung, auf alle Fälle aber zunehmende Vertiefung dieses unseligen Verhängnisses herbeizuführen.

Der Jude war es, der durch seine Presse unendlich geschickt den Gedanken des "unpolitischen Charakters" der Wehrverbände zu lancieren verstand, wie er wiederum im politischen Leben ebenso schlau stets die "reine Geistigkeit" des Kampfes pries und forderte. Millionen deutscher Dummköpfe plapperten dann diesen Unsinn nach, ohne auch nur eine blasse Ahnung zu haben, wie sie sich selbst damit praktisch entwaffneten und dem Juden wehrlos auslieferten.

Aber auch hierfür gibt es freilich wieder eine natürliche Erklärung. Der Mangel einer großen neugestaltenden Idee bedeutet zu allen Zeiten eine Beschränkung der Kampfkraft.

{597 Ohne Idee keine Kampfkraft}

Die Überzeugung vom Recht der Anwendung selbst brutalster Waffen ist stets gebunden an das Vorhandensein eines fanatischen Glaubens an die Notwendigkeit des Sieges einer umwälzenden neuen Ordnung dieser Erde.

Eine Bewegung, die nicht für solche höchste Ziele und Ideale ficht, wird daher nie zur letzten Waffe greifen.

Das Aufzeigen einer neuen großen Idee ist das Geheimnis des Erfolges der Französischen Revolution gewesen; der Idee verdankt die russische den Sieg, und der Faschismus hat nur durch die Idee die Kraft erhalten, ein Volk in segensreichster Weise einer umfassendsten Neugestaltung zu unterwerfen.

Bürgerliche Parteien sind hierzu nicht befähigt.

Allein nicht nur die bürgerlichen Parteien sahen ihr politisches Ziel in einer Restauration der Vergangenheit, sondern auch die Wehrverbände, soweit sie sich überhaupt mit politischen Zielen befaßten. Alte Kriegervereins- und Kyffhäusertendenzen wurden in ihnen lebendig und halfen mit, die schärfste Waffe, die das nationale Deutschland damals hatte, politisch abzustumpfen und im Landsknechtsdienst der Republik verkommen zu lassen. Daß sie dabei selbst in bester Gesinnung, vor allem aber im besten Glauben handelten, ändert nicht das geringste am unseligen Wahnwitz dieser damaligen Vorgänge.

Allmählich erhielt der Marxismus in der sich konsolidierenden Reichswehr die erforderliche Machtstütze seiner Autorität und begann daraufhin konsequent und logisch, die gefährlich erscheinenden nationalen Wehrverbände, als nunmehr überflüssig, abzubauen. Einzelne besonders verwegene Führer, denen man mit Mißtrauen gegenüberstand, wurden vor die Schranken der Gerichte zitiert und hinter schwedische Gardinen gesteckt. An allen aber hat sich das Los erfüllt, das sie selbst verschuldet hatten.

×

{598 Vertretung der völkischen Idee}

Mit der Gründung der NSDAP. war zum ersten Male eine Bewegung in Erscheinung getreten, deren Ziel nicht, ähnlich dem der bürgerlichen Parteien, in einer mechanischen Restauration der Vergangenheit lag, sondern in dem Bestreben, an Stelle des heutigen widersinnigen Staatsmechanismus einen organischen völkischen Staat zu errichten.

Die junge Bewegung stand dabei vom ersten Tage an auf dem Standpunkt, daß ihre Idee geistig zu vertreten ist, daß aber der Schutz dieser Vertretung, wenn notwendig, auch durch brachiale Mittel gesichert werden muß. Getreu ihrer Überzeugung von der ungeheuren Bedeutung der neuen Lehre erscheint es ihr selbstverständlich, daß für die Erreichung des Zieles kein Opfer zu groß sein darf.

Ich habe schon auf die Momente hingewiesen, die eine Bewegung, sofern sie das Herz eines Volkes gewinnen will, verpflichten, aus eigenen Reihen die Verteidigung gegen terroristische Versuche der Gegner zu übernehmen. Auch ist es eine ewige Erfahrung der Weltgeschichte, daß ein von einer Weltanschauung vertretener Terror nie durch eine formale Staatsgewalt gebrochen werden kann, sondern stets nur einer neuen, ebenso kühn und entschlossen vorgehenden anderen Weltanschauung zu unterliegen vermag. Dies wird dem Empfinden der beamteten Staatshüter zu allen Zeiten unangenehm sein, ohne daß aber dadurch die Tatsache aus der Welt geschafft wird. Die Staatsgewalt kann nur dann für Ruhe und Ordnung garantieren, wenn sich der Staat inhaltlich deckt mit der jeweils herrschenden Weltanschauung, so daß gewalttätige Elemente nur den Charakter einzelner verbrecherischer Naturen besitzen und nicht als Vertreter eines den staatlichen Anschauungen extrem gegenüberstehenden Gedankens angesehen werden. In einem solchen Falle kann der Staat jahrhundertelang die größten Gewaltmaßnahmen gegen einen ihn bedrohenden Terror anwenden, am Ende wird er dennoch nichts gegen ihn vermögen, sondern unterliegen.

{599 Notwendigkeit der Schutztruppe}

Der deutsche Staat wird auf das schwerste berannt vom Marxismus. Er hat in seinem siebzigjährigen Kampf den Sieg dieser Weltanschauung nicht zu verhindern vermocht, sondern wurde trotz insgesamt Tausenden von Jahren an Zuchthaus- und Gefängnisstrafen und blutigster Maßnahmen, die er in zahllosen Fällen über die Kämpfer der ihn bedrohenden marxistischen Weltanschauung verhängte, dennoch zu einer fast vollständigen Kapitulation gezwungen. (Auch dies wird der normale bürgerliche Staatsleiter ableugnen wollen, selbstverständlich ohne daß er zu überzeugen vermag.)Der Staat aber, der am 9. November 1918 vor dem Marxismus bedingungslos zu Kreuze kroch, wird nicht plötzlich morgen als dessen Bezwinger auferstehen, im Gegenteil: bürgerliche Schwachköpfe auf Ministerstühlen faseln heute bereits von der Notwendigkeit, nicht gegen die Arbeiter zu regieren, wobei ihnen unter dem Begriff "Arbeiter" der Marxismus vorschwebt. Indem sie aber den deutschen Arbeiter mit dem Marxismus identifizieren, begehen sie nicht nur eine ebenso feige wie verlogene Fälschung an der Wahrheit, sondern sie versuchen, durch ihre Motivierung ihr eigenes Zusammenbrechen vor der marxistischen Idee und Organisation zu verbergen.

Angesichts dieser Tatsache aber, nämlich der restlosen Unterwerfung des heutigen Staates unter den Marxismus, erwächst der nationalsozialistischen Bewegung erst recht die Pflicht, nicht nur geistig den Sieg ihrer Ideen vorzubereiten, sondern auch deren Verteidigung gegenüber dem Terror der siegestrunkenen Internationale selbst zu übernehmen.

Ich habe bereits geschildert, wie aus dem praktischen Leben heraus sich langsam in unserer jungen Bewegung ein Versammlungsschutz bildete, wie dieser allmählich den Charakter einer bestimmten Ordnertruppe annahm und nach einer organisatorischen Formung strebte.

So sehr das dann allmählich entstehende Gebilde äußerlich einem sogenannten Wehrverbande gleichen mochte, so wenig war es damit zu vergleichen.

{600 Aufgabe der Schutztruppe}

Wie schon erwähnt, hatten die deutschen Wehrorganisationen keinen eigenen bestimmten politischen Gedanken. Sie waren wirklich nur Selbstschutzverbände von mehr oder minder zweckmäßiger Ausbildung und Organisation, so daß sie eigentlich eine illegale Ergänzung der jeweiligen legalen Machtmittel des Staates darstellten. Ihr freikorpsartiger Charakter war nur begründet durch die Art ihrer Bildung und durch den Zustand des damaligen Staates, keineswegs aber kommt ihnen ein solcher Titel etwa zu als freie Formationen des Kampfes für eine freie, eigene Überzeugung. Diese besaßen sie trotz aller oppositionellen Haltung einzelner Führer und ganzer Verbände gegen die Republik dennoch nicht. Denn es genügt nicht, von der Minderwertigkeit eines bestehenden Zustandes überzeugt zu sein, um von einer Überzeugung im höheren Sinne sprechen zu können, sondern diese wurzelt nur in dem Wissen von einem neuen Zustand und im inneren Erschauen eines Zustandes, den zu erreichen man als Notwendigkeit empfindet und für dessen Verwirklichung sich einzusetzen man als höchste Lebensaufgabe ansieht.

Das unterscheidet die Ordnertruppe der damaligen nationalsozialistischen Bewegung grundsätzlich von allen Wehrverbänden, daß sie nicht im geringsten eine Dienerin der durch die Revolution geschaffenen Zustände war oder sein wollte, sondern daß sie vielmehr ausschließlich für ein neues Deutschland rang.

Diese Ordnertruppe besaß allerdings anfangs nur den Charakter eines Saalschutzes. Ihre erste Aufgabe war eine beschränkte: sie bestand in der Ermöglichung der Abhaltung von Versammlungen, die ohne sie glatt vom Gegner verhindert worden wären. Sie war schon damals erzogen worden zum blindlings auszuführenden Angriff, aber nicht etwa, weil sie, wie man in dummen deutschvölkischen Kreisen daherredete, den Gummiknüppel als höchsten Geist verehrte, sondern weil sie begriff, daß der größte Geist aus-

{601 Schutz der Nation, nicht des Staates}

geschaltet werden kann, wenn sein Träger von einem Gummiknüppel erschlagen wird, wie tatsächlich in der Geschichte nicht selten die bedeutendsten Köpfe unter den Hieben kleinster Heloten endeten. Sie wollte nicht die Gewalt als das Ziel hinstellen, sondern die Verkünder des geistigen Ziels vor der Bedrängung durch Gewalt schützen. Und sie hat dabei begriffen, daß sie nicht verpflichtet ist, den Schutz eines Staates zu übernehmen, der der Nation keinen Schutz gewährt, sondern daß sie im Gegenteil den Schutz der Nation zu übernehmen hat gegen diejenigen, die Volk und Staat zu vernichten drohten.

Nach der Versammlungsschlacht im Münchener Hofbräuhaus erhielt die Ordnertruppe einmal für immer, zur dauernden Erinnerung an die heldenhaften Sturmangriffe der kleinen Zahl von damals, den Namen Sturmabteilung. Wie schon diese Bezeichnung sagt, stellt sie damit nur eine Abteilung der Bewegung dar. Sie ist ein Glied in ihr, genau so wie die Propaganda, die Presse, die wissenschaftlichen Institute und anderes lediglich Glieder der Partei bilden.

Wie notwendig ihr Ausbau war, konnten wir nicht nur in dieser denkwürdigen Versammlung sehen, sondern auch bei unserem Versuch, die Bewegung aus München allmählich in das übrige Deutschland hinauszutreiben. Sowie wir dem Marxismus gefährlich erschienen waren, ließ dieser keine Gelegenheit unbenutzt, um jeden Versuch einer nationalsozialistischen Versammlung schon im Keime zu ersticken, beziehungsweise deren Abhaltung durch Sprengung zu verhindern. Dabei war es ganz selbstverständlich, daß die Parteiorganisationen des Marxismus aller Schattierungen jede solche Absicht und jeden solchen Vorfall in den Vertretungskörpern blind deckten. Was sollte man aber zu bürgerlichen Parteien sagen, die, selbst vom Marxismus niedergedroschen, es in vielen Orten gar nicht wagen durften, ihre Redner öffentlich auftreten zu lassen, und die trotzdem mit einer ganz unverständlichen, blöden Befriedigung für uns irgendwie ungünstig verlaufende Kämpfe gegen den Marxismus verfolgten! Sie waren glücklich, daß der, der von

{602 Versagen der Staatsorgane}

ihnen selbst nicht bezwungen werden konnte, der sie vielmehr selbst bezwang, auch von uns nicht zu brechen war. Was sollte man sagen zu Staatsbeamten, Polizeipräsidenten, ja selbst Ministern, die mit wirklich unanständiger Gesinnungslosigkeit sich nach außen als "nationale" Männer hinzustellen beliebten, bei allen Auseinandersetzungen aber, die wir Nationalsozialisten mit dem Marxismus hatten, diesem die schmählichsten Handlangerdienste leisteten! Was sollte man zu Menschen sagen, die in ihrer Selbsterniedrigung so weit gingen, daß sie für ein erbärmliches Lob jüdischer Zeitungen ohne weiteres die Männer verfolgten, deren heldenmütigem Einsatz des eigenen Lebens sie es zum Teil zu verdanken hatten, wenn sie nicht wenige Jahre vorher von der roten Meute als zerfetzte Kadaver an Laternenpfähle gehängt worden waren!Es waren dies so traurige Erscheinungen, daß sie einmal den unvergeßlichen verstorbenen Präsidenten Pöhner, der in seiner harten Geradlinigkeit alle Kriecher haßte, wie nur ein Mensch mit ehrlichem Herzen zu hassen vermag, zu dem derben Ausspruch hinrissen: "Ich wollte in meinem ganzen Leben nichts anderes sein als erst ein Deutscher und dann ein Beamter, und ich möchte niemals mit jenen Kreaturen verwechselt werden, die sich als Beamtenhuren jedem prostituieren, der augenblicklich den Herrn zu spielen vermag." —Es war dabei besonders traurig, daß diese Sorte von Menschen allmählich Zehntausende der ehrlichsten und bravsten deutschen Staatsdiener nicht nur unter ihre Gewalt bekam, sondern auch noch mit ihrer eigenen Gesinnungslosigkeit langsam ansteckte, die redlichen dagegen mit grimmigem Haß verfolgte und endlich aus Amt und Stellung hinausbiß, während sie dabei sich selbst immer noch in heuchlerischer Verlogenheit als "nationale" Männer präsentierte.

Von solchen Menschen durften wir irgendeine Unterstützung niemals erhoffen, und wir haben sie auch nur in ganz seltenen Fällen erhalten. Lediglich der Ausbau eigenen Schutzes konnte die Tätigkeit der Bewegung sicherstellen und ihr zugleich jene öffentliche Aufmerksamkeit und allge-

{603 Selbstschutz, nicht "Wehrverband"}

meine Achtung erringen, die man dem zollt, der sich, wenn angegriffen, selber zur Wehr setzt.

Als Leitgedanke für die innere Ausbildung dieser Sturmabteilung war immer die Absicht vorherrschend, sie, neben aller körperlichen Ertüchtigung, zu einer unerschütterlich überzeugten Vertreterin der nationalsozialistischen Idee auszubilden und endlich ihre Disziplin im höchsten Ausmaß zu festigen. Sie sollte nichts zu tun haben mit einer Wehrorganisation bürgerlicher Auffassung, ebenso aber auch gar nichts mit einer Geheimorganisation.

Warum ich schon zu jener Zeit mich auf das schärfste dagegen verwahrte, die SA. der NSDAP. als sogenannten Wehrverband aufziehen zu lassen, hatte seinen Grund in folgender Erwägung: Rein sachlich kann eine Wehrausbildung eines Volkes nicht durch private Verbände durchgeführt werden, außer unter Beihilfe ungeheuerster staatlicher Mittel. Jeder andere Glaube fußt auf großer Überschätzung eigenen Könnens. Es ist nun einmal ausgeschlossen, daß man mit sogenannter "freiwilliger Disziplin" über einen bestimmten Umfang hinaus Organisationen aufbauen kann, die militärischen Wert besitzen. Es fehlt hier die wichtigste Stütze der Befehlsgewalt, nämlich die Strafgewalt. Wohl war es im Herbst oder besser noch im Frühjahr 1919 möglich, sogenannte "Freikorps" aufzustellen, allein nicht nur, daß sie damals zum größten Teil durch die Schule des alten Heeres gegangene Frontkämpfer besaßen, sondern die Art der Verpflichtung, die sie den einzelnen auferlegten, unterwarf diese wenigstens auf befristete Zeit ebenso unbedingt dem militärischen Gehorsam.

Dies fehlt einer freiwilligen "Wehrorganisation" von heute vollständig. Je größer ihr Verband wird, um so schwächer wird die Disziplin, um so geringer dürfen die Anforderungen sein, die man im einzelnen an die Leute stellt, und um so mehr wird das Ganze den Charakter der alten unpolitischen Krieger- und Veteranenvereine annehmen.

Eine freiwillige Erziehung zum Heeresdienst ohne sichergestellte unbedingte Befehlsgewalt wird in großen Massen

{604 Warum keine Wehrverbände?}

nie durchzuführen sein. Es werden immer nur wenige die Bereitwilligkeit besitzen, sich aus freien Stücken einem Zwang zum Gehorsam zu unterwerfen, wie er beim Heere als selbstverständlich und natürlich galt.

Weiter läßt sich eine wirkliche Ausbildung nicht durchführen infolge der lächerlich geringen Mittel, die für einen solchen Zweck einem sogenannten Wehrverbande zur Verfügung stehen. Die beste, zuverlässigste Ausbildung müßte aber gerade die Hauptaufgabe einer solchen Institution sein. Seit dem Kriege sind nun acht Jahre verflossen, und seit dieser Zeit ist kein Jahrgang unserer deutschen Jugend mehr planmäßig ausgebildet worden. Es kann aber doch nicht die Aufgabe eines Wehrverbandes sein, die bereits ausgebildeten Jahrgänge von einst zu erfassen, da man ihm sonst sofort mathematisch vorrechnen kann, wann das letzte Mitglied diese Korporation verlassen wird. Selbst der jüngste Soldat von 1918 wird in zwanzig Jahren kampfunfähig sein, und wir nähern uns in bedenklicher Schnelle diesem Zeitpunkte. Damit wird jeder sogenannte Wehrverband zwangsläufig immer mehr den Charakter einer alten Kriegervereinigung annehmen. Dies kann aber nicht der Sinn einer Einrichtung sein, die sich eben nicht als Krieger-, sondern als Wehrverein bezeichnet, und die schon durch ihren Namen auszudrücken bestrebt ist, daß sie nicht nur in der Erhaltung der Tradition und der Zusammengehörigkeit ehemaliger Soldaten ihre Mission erblickt, sondern in der Ausbildung des Wehrgedankens und in der praktischen Vertretung dieses Gedankens, also in der Schaffung eines wehrhaften Körpers.

Diese Aufgabe jedoch erfordert dann unbedingt die Ausbildung der bisher noch nicht militärisch gedrillten Elemente, und dies ist in der Praxis tatsächlich unmöglich. Mit einer wöchentlich ein- oder zweistündigen Ausbildung kann man wirklich keinen Soldaten schaffen. Bei den heutigen enorm gesteigerten Anforderungen, die der Kriegsdienst an den einzelnen Mann stellt, ist eine zweijährige Dienstzeit vielleicht gerade noch ausreichend, um den unausgebildeten jungen Mann in einen gelernten Soldaten zu ver-

{605 Warum keine Wehrverbände?}

wandeln. Wir haben ja alle im Felde die fürchterlichen Folgen vor Augen gehabt, die sich für junge, im Kriegshandwerk nicht gründlich ausgebildete Soldaten ergaben. Freiwilligenformationen, die fünfzehn und zwanzig Wochen lang mit eiserner Entschlossenheit bei grenzenloser Hingabe gedrillt worden waren, stellten an der Front nichtsdestoweniger nur Kanonenfutter dar. Nur in die Reihen erfahrener alter Soldaten eingeteilt, konnten jüngere, vier bis sechs Monate lang ausgebildete Rekruten nützliche Glieder eines Regiments abgeben; sie wurden hierbei von den "Alten" geleitet und wuchsen sich dann allmählich in ihre Aufgaben hinein.

Wie aussichtslos aber wirkt demgegenüber der Versuch, ohne klare Befehlsgewalt und ohne umfassende Mittel durch eine wöchentlich ein- bis zweistündige sogenannte Ausbildung eine Truppe heranziehen zu wollen! Damit kann man vielleicht alte Soldaten wieder auffrischen, junge Menschen aber niemals zu Soldaten machen.

Wie gleichgültig und vollständig wertlos ein solches Vorgehen in seinen Ergebnissen sein würde, kann noch besonders belegt werden durch die Tatsache, daß in derselben Zeit, in der ein sogenannter freiwilliger Wehrverband mit Ach und Krach und Mühe und Nöten ein paar tausend an sich gutwillige Menschen (an andere kommt er überhaupt nicht heran) im Wehrgedanken ausbildet oder auszubilden versucht, der Staat selber durch die pazifistisch-demokratische Art seiner Erziehung Millionen und Millionen junger Leute konsequent ihrer natürlichen Instinkte beraubt, ihr logisches vaterländisches Denken vergiftet und sie so allmählich zu einer jeglicher Willkür gegenüber geduldigen Hammelherde verwandelt.

Wie lächerlich sind doch im Vergleich hierzu alle Anstrengungen der Wehrverbände, ihre Gedanken der deutschen Jugend vermitteln zu wollen!Aber fast noch wichtiger ist folgender Gesichtspunkt, der mich schon immer gegen jeden Versuch einer sogenannten militärischen Wehrhaftmachung auf freiwilliger Verbandsgrundlage Stellung nehmen ließ:

{606 Warum keine Wehrverbände?}

Angenommen, es würde trotz der vorher erwähnten Schwierigkeiten dennoch einem Verbande gelingen, eine bestimmte Anzahl Deutscher Jahr für Jahr zu wehrhaften Männern auszubilden, und zwar sowohl im Hinblick auf ihre Gesinnung als auch auf ihre körperliche Tüchtigkeit und waffenmäßige Schulung, so müßte das Ergebnis dennoch gleich Null sein in einem Staat, der seiner ganzen Tendenz nach eine solche Wehrhaftmachung gar nicht wünscht, ja direkt haßt, da sie dem innersten Ziele seiner Leiter — der Verderber dieses Staates — vollständig widerspricht.

Auf alle Fälle aber würde ein solches Ergebnis wertlos sein unter Regierungen, die nicht nur durch die bewiesen haben, daß ihnen an der militärischen Kraft der Nation nichts liegt, sondern die vor allem auch gar nie gewillt sein würden, einen Appell an diese Kraft zu erlassen, außer höchstens zur Stützung ihres eigenen verderblichen Daseins.

Und heute ist das doch so. Oder ist es nicht lächerlich, für ein Regiment einige zehntausend Mann im Zwielicht der Dämmerung militärisch ausbilden zu wollen, wenn der Staat wenige Jahre vorher achteinhalb Millionen bestausgebildeter Soldaten schmählich preisgab, nicht nur sich ihrer nicht mehr bediente, sondern als Dank für ihre Opfer sogar noch der allgemeinen Beschimpfung aussetzte! Man will also Soldaten heranbilden für ein Staatsregiment, das die ruhmvollsten Soldaten von einst beschmutzte und bespuckte, ihnen die Ehrenzeichen von der Brust reißen ließ, die Kokarden wegnahm, die Fahnen zertrat und ihre Leistungen herabwürdigte? Oder hat dieses heutige Staatsregiment jemals auch nur einen Schritt unternommen, die Ehre der alten Armee wiederherzustellen, ihre Zersetzer und Beschimpfer zur Verantwortung zu ziehen? Nicht das geringste. Im Gegenteil: wir können letztere in höchsten Staatsämtern thronen sehen. — Wie sagte man doch zu Leipzig: "Das Recht geht mit der Macht." Da jedoch heute in unserer Republik die Macht in den Händen der gleichen Männer liegt, die einst die Revolution anzettelten, diese

{607 Warum keine Wehrverbände?}

Revolution aber den gemeinsten Landesverrat, ja, die erbärmlichste Schurkentat der deutschen Geschichte überhaupt darstellt, so läßt sich wirklich gar kein Grund dafür finden, daß die Macht gerade dieser Charaktere durch Bildung einer neuen jungen Armee erhöht werden sollte. Alle Gründe der Vernunft sprechen jedenfalls dagegen.

Was aber dieser Staat, auch nach der Revolution von 1918, der militärischen Stärkung seiner Position für einen Wert beimaß, ging noch einmal klar und eindeutig hervor aus seiner Stellungnahme zu den damals bestehenden großen Selbstschutzorganisationen. Solange sie zum Schutz persönlich feiger Revolutionskreaturen einzutreten hatten, waren sie nicht unwillkommen. Sowie aber, dank der allmählichen Verlumpung unseres Volkes, die Gefahr für diese beseitigt schien und der Bestand der Verbände nunmehr eine nationalpolitische Stärkung bedeutete, waren sie überflüssig, und man tat alles, sie zu entwaffnen, ja, wenn möglich, auseinanderzujagen.

Die Geschichte weist Dankbarkeit von Fürsten nur in seltenen Beispielen nach. Aber gar auf Dankbarkeit revolutionärer Mordbrenner, Volksausplünderer und Nationalverräter zu rechnen, bringt nur ein neubürgerlicher Patriot fertig. Ich könnte mich jedenfalls bei einer Prüfung des Problems, ob freiwillige Wehrverbände zu schaffen seien, niemals der Frage enthalten: Für wen bilde ich die jungen Leute aus. Zu welchem Zweck werden sie verwendet, und wann sollen sie aufgerufen werden? Die Antwort darauf gibt zugleich die besten Richtlinien für das eigene Verhalten.

Wenn dem heutige Staat auf ausgebildete Bestände dieser Art je zurückgreifen würde, dann geschähe dies niemals zu einer Vertretung nationaler Interessen nach außen, sondern immer nur zum Schutze der Vergewaltiger der Nation im Innern vor der vielleicht eines Tages aufflammenden allgemeinen Wut des betrogenen, verratenen und verkauften Volkes.

Die SA. der NSDAP. durfte schon aus diesem Grunde mit einer militärischen Organisation gar nichts zu tun

{608 Keine Geheimorganisationen}

haben. Sie war ein Schutz- und Erziehungsmittel der nationalsozialistischen Bewegung, und ihre Aufgaben lagen auf einem ganz anderen Gebiet als auf dem sogenannter Wehrverbände.

Sie sollte aber auch keine Geheimorganisation darstellen. Der Zweck von Geheimorganisationen kann nur ein gesetzwidriger sein. Damit aber beschränkt sich der Umfang einer solchen Organisation von selbst. Es ist nicht möglich, besonders angesichts der Schwatzhaftigkeit des deutschen Volkes, eine Organisation von einiger Größe aufzubauen und sie gleichzeitig nach außen geheimzuhalten oder auch nur ihre Ziele zu verschleiern. Jede solche Absicht wird tausendfältig vereitelt werden. Nicht nur, daß unseren Polizeibehörden heute ein Stab von Zuhältern und ähnlichem Gesindel zur Verfügung steht, die für den Judaslohn von dreißig Silberlingen verraten, was sie finden können, und erfinden, was zu verraten wäre, sind die eigenen Anhänger selbst niemals zu einem in solchem Fall notwendigen Schweigen zu bringen. Nur ganz kleine Gruppen können durch jahrelanges Aussieben den Charakter wirklicher Geheimorganisationen annehmen. Doch schon die Kleinheit solcher Gebilde würde ihren Wert für die nationalsozialistische Bewegung aufheben. Was wir brauchten und brauchen, waren und sind nicht hundert oder zweihundert verwegene Verschwörer, sondern hunderttausend und aber hunderttausend fanatische Kämpfer für unsere Weltanschauung. Nicht in geheimen Konventikeln soll gearbeitet werden, sondern in gewaltigen Massenaufzügen, und nicht durch Dolch und Gift oder Pistole kann der Bewegung die Bahn freigemacht werden, sondern durch die Eroberung der Straße. Wir haben dem Marxismus beizubringen, daß der künftige Herr der Straße der Nationalsozialismus ist, genau so, wie er einst der Herr des Staates sein wird.

{609 Keine Geheimorganisationen}

Die Gefahr von Geheimorganisationen liegt heute weiter noch darin, daß bei den Mitgliedern häufig die Größe der Aufgabe vollständig verkannt wird und sich statt dessen die Meinung bildet, es könnte das Schicksal eines Volkes wirklich durch eine einzelne Mordtat plötzlich im günstigen Sinne entschieden werden. Solch eine Meinung kann ihre geschichtliche Berechtigung haben, nämlich dann, wenn ein Volk unter der Tyrannei irgendeines genialen Unterdrückers schmachtet, von dem man weiß, daß nur seine überragende Persönlichkeit allein die innere Festigkeit und Furchtbarkeit des feindlichen Druckes gewährleistet. In solch einem Fall mag aus einem Volk ein opferwilliger Mann plötzlich hervorspringen, um den Todesstahl in die Brust des verhaßten Einzigen zu stoßen. Und nur das republikanische Gemüt schuldbewußter kleiner Lumpen wird eine solche Tat als das Verabscheuungswürdigste ansehen, während der größte Freiheitssänger unseres Volkes sich unterstanden hat, in seinem "Teil" eine Verherrlichung solchen Handelns zu geben.

In den Jahren 1919 und 1920 bestand die Gefahr, daß der Angehörige von Geheimorganisationen, mitgerissen von großen Vorbildern der Geschichte und durchschauert vom grenzenlosen Unglück des Vaterlandes, versuchte, sich an den Verderbern der Heimat zu rächen, in dem Glauben, dadurch der Not seines Volkes ein Ende zu bereiten. Jeder solche Versuch war aber ein Unsinn, deshalb, weil der Marxismus ja gar nicht dank der überlegenen Genialität und persönlichen Bedeutung eines einzelnen gesiegt hatte, sondern vielmehr durch die grenzenlose Jämmerlichkeit, das feige Versagen der bürgerlichen Welt. Die grausamste Kritik, die man an unserem Bürgertum üben kann, ist die Feststellung, daß die Revolution selbst ja nicht einen einzigen Kopf von einiger Größe hervorgebracht und es sich ihr dennoch unterworfen hat. Es ist immer noch verständlich, vor einem Robespierre, einem Danton oder Marat zu kapitulieren, aber es ist vernichtend, vor dem dürren Scheidemann, dem feisten Herrn Erzberger und einem Friedrich Ebert und all den zahllosen anderen politischen Knirpsen zu Kreuz

{610 Sind Landesverräter zu "beseitigen"?}

gekrochen zu sein. Es war ja wirklich auch nicht ein Kopf da, in dem man etwa den genialen Mann der Revolution und damit das Unglück des Vaterlandes hätte sehen können, sondern da waren lauter Revolutionswanzen, Rucksackspartakisten en gros und en detail. Irgendeinen davon aus dem Wege zu schaffen, war vollkommen belanglos und hatte höchstens den einen Erfolg, daß ein paar andere ebenso große und ebenso durstige Blutsauger um so eher an seine Stelle kamen.

Man konnte in jenen Jahren gar nicht scharf genug gegen eine Auffassung einschreiten, die in wirklich großen Erscheinungen der Geschichte ihre Ursache und Begründung hatte, aber nicht im geringsten auf das augenblickliche Zwergenzeitalter paßte.

Auch bei der Frage der Beseitigung sogenannter Landesverräter ist die gleiche Betrachtung anzustellen. Es ist lächerlich unlogisch, einen Burschen umzubringen, der eine Kanone verraten hat, während nebenan in höchsten Würdenstellen Kanaillen sitzen, die ein ganzes Reich verkauften, das vergebliche Opfer von zwei Millionen Toten auf dem Gewissen haben, Millionen Krüppel verantworten müssen, dabei aber seelenruhig ihre republikanischen Geschäfte machen. Kleine Landesverräter beseitigen ist sinnlos in einem Staat, dessen Regierung selbst die Landesverräter von jeder Strafe befreit. Denn so kann es passieren, daß eines Tages der redliche Idealist, der für sein Volk einen schuftigen Waffenverräter beseitigt, von kapitalen Landesverrätern zur Verantwortung gezogen wird. Und da ist es doch eine wichtige Frage: Soll man solch eine verräterische kleine Kreatur wieder durch eine Kreatur beseitigen lassen oder durch einen Idealisten? In einem Fall ist der Erfolg zweifelhaft und der Verrat für später fast sicher; im anderen Fall wird ein kleiner Schuft beseitigt und dabei das Leben eines vielleicht nicht zu ersehenden Idealisten aufs Spiel gesetzt.

Im übrigen ist in dieser Frage meine Stellungnahme die, daß man nicht kleine Diebe hängen soll, um große laufen zu lassen, sondern daß einst ein deutscher Nationalgerichts-

{611 Sportliche Ausbildung der SA.}

hof etliche Zehntausend der organisierenden und damit verantwortlichen Verbrecher des Novemberverrats und alles dessen, was dazugehört, abzuurteilen und hinzurichten hat. Ein solches Exempel wird dann auch dem kleinsten Waffenverräter einmal für immer die notwendige Lehre sein.

Das alles sind Erwägungen, die mich veranlaßten, immer wieder die Teilnahme an Geheimorganisationen zu verbieten und die SA. selbst vor dem Charakter solcher Organisationen zu bewahren. Ich habe in jenen Jahren die nationalsozialistische Bewegung von Experimenten ferngehalten, deren Vollführer meistens herrliche idealistisch gesinnte junge Deutsche waren, deren Tat aber nur sie selbst zum Opfer werden ließ, indes sie das Schicksal des Vaterlandes nicht im geringsten zu bessern vermochten.

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Wenn aber die SA. weder eine militärische Wehrorganisation noch ein Geheimverband sein durfte, dann mußten sich daraus folgende Konsequenzen ergeben: 1. Ihre Ausbildung hat nicht nach militärischen Gesichtspunkten, sondern nach parteizweckmäßigen zu erfolgen.

Soweit die Mitglieder dabei körperlich zu ertüchtigen sind, darf der Hauptwert nicht auf militärisches Exerzieren, sondern vielmehr auf sportliche Betätigung gelegt werden. Boxen und Jiu-Jitsu sind mir immer wichtiger erschienen als irgendeine schlechte, weil doch nur halbe Schießausbildung. Man gebe der deutschen Nation sechs Millionen sportlich tadellos trainierte Körper, alle von fanatischer Vaterlandsliebe durchglüht und zu höchstem Angriffsgeist erzogen, und ein nationaler Staat wird aus ihnen, wenn, notwendig, in nicht einmal zwei Jahren, eine Armee geschaffen haben, wenigstens insofern ein gewisser Grundstock für sie vorhanden ist. Dieser kann aber, wie heute die Verhältnisse liegen, nur die Reichswehr sein und nicht ein in Halbheiten steckengebliebener Wehrverband. Die körperliche Ertüchtigung soll dem einzelnen die Überzeugung seiner Überlegenheit einimpfen und ihm jene Zuversicht

{612 Kennzeichnung der Öffentlichkeit}

gehen, die ewig nur im Bewußtsein der eigenen Kraft liegt; zudem soll sie ihm jene sportlichen Fertigkeiten beibringen, die zur Verteidigung der Bewegung als Waffe dienen.2. Um von vornherein jeden geheimen Charakter der SA. zu verhüten, muß, abgesehen von ihrer sofort jedermann kenntlichen Bekleidung, schon die Größe ihres Bestandes ihr selbst den Weg weisen, welcher der Bewegung nützt und aller Öffentlichkeit bekannt ist. Sie darf nicht im Verborgenen tagen, sondern soll unter freiem Himmel marschieren und damit eindeutig einer Betätigung zugeführt werden, die alle Legenden von "Geheimorganisation" endgültig zerstört. Um sie auch geistig von allen Versuchen, durch kleine Verschwörungen ihren Aktivismus zu befriedigen, abzuziehen, mußte sie, von allem Anfang an, in die große Idee der Bewegung vollständig eingeweiht und in der Aufgabe, diese Idee zu vertreten, so restlos ausgebildet werden, daß von vornherein der Horizont sich weitete und der einzelne Mann seine Mission nicht in der Beseitigung irgendeines kleineren oder größeren Gauners sah, sondern in dem Sicheinsetzen für die Errichtung eines neuen nationalsozialistischen völkischen Staates. Dadurch aber wurde der Kampf gegen den heutigen Staat aus der Atmosphäre kleiner Rache- und Verschwörungsaktionen herausgehoben zur Größe eines weltanschaulichen Vernichtungskrieges gegen den Marxismus und sein Gebilde.3. Die organisatorische Formung der SA. sowie ihrer Bekleidung und Ausrüstung ist sinngemäß nicht nach den Vorbildern der alten Armee, sondern nach einer durch ihre Aufgabe bestimmten Zweckmäßigkeit vorzunehmen.

Diese Anschauungen, die mich im Jahre 1920 und 1921 leiteten, und die ich allmählich der jungen Organisation einzuimpfen versuchte, hatten den Erfolg, daß wir bis zum Hochsommer 1922 schon über eine stattliche Anzahl von

{613 Erster Aufmarsch in München}

Hundertschaften verfügten, die im Spätherbst 1922 nach und nach ihre besondere kennzeichnende Bekleidung erhielten. Unendlich wichtig für die weitere Ausgestaltung der SA. waren drei Ereignisse.1. Die große allgemeine Demonstration aller vaterländischen Verbände gegen das Republikschutzgesetz im Spätsommer 1922 auf dem Königsplatz zu München.

Die vaterländischen Verbände Münchens hatten damals den Aufruf erlassen, der als Protest gegen die Einführung des Republikschutzgesetzes zu einer riesenhaften Kundgebung in München aufforderte. Auch die nationalsozialistische Bewegung sollte sich an ihr beteiligen. Der geschlossene Aufmarsch der Partei wurde eingeleitet durch sechs Münchener Hundertschaften, denen dann die Sektionen der politischen Partei folgten. Im Zuge selbst marschierten zwei Musikkapellen, und ungefähr fünfzehn Fahnen wurden mitgetragen. Das Eintreffen der Nationalsozialisten auf dem bereits zur Hälfte gefüllten großen Platz, der sonst fahnenleer war, erregte eine unermeßliche Begeisterung. Ich selbst hatte die Ehre, vor der nun sechzigtausend Köpfe zählenden Menschenmenge als einer der Redner sprechen zu dürfen.

Der Erfolg der Veranstaltung war überwältigend, besonders deshalb, weil, allen roten Drohungen zum Trotz, zum erstenmal bewiesen wurde, daß auch das nationale München auf der Straße marschieren konnte. Rote republikanische Schutzbündler, die gegen anmarschierende Kolonnen mit Terror vorzugehen versuchten, wurden binnen wenigen Minuten von SA.-Hundertschaften mit blutigen Schädeln auseinandergetrieben. Die nationalsozialistische Bewegung hat damals zum ersten Male ihre Entschlossenheit gezeigt, künftighin auch für sich das Recht auf die Straße in Anspruch zu nehmen und damit dieses Monopol den internationalen Volksverrätern und Vaterlandsfeinden aus der Hand zu winden.

Das Ergebnis dieses Tages war der nicht mehr anzufechtende Beweis für die psychologische und auch organisatorische: Richtigkeit unserer Auffassungen über den Ausbau der SA.

Sie wurde nun auf der so erfolgreich bewährten Grund-

{614 Zug nach Koburg}

lage energisch erweitert, so daß schon wenige Wochen später die doppelte Zahl an Hundertschaften in München aufgestellt war.2. Der Zug nach Koburg im Oktober 1922. Völkische" Verbände beabsichtigten, in Koburg einen sogenannten "Deutschen Tag" abzuhalten. Ich selbst erhielt eine Einladung hierzu mit dem Vermerk, daß es erwünscht wäre, wenn ich noch einige Begleitung mitbrächte. Dieses Ersuchen, das ich vormittags um elf Uhr in die Hand erhielt, kam mir sehr gelegen. Schon eine Stunde später waren die Anordnungen zu einem Besuch dieses "Deutschen Tages" hinausgegeben. Als "Begleitung" bestimmte ich achthundert Mann der SA., die in ungefähr vierzehn Hundertschaften von München aus durch Sonderzug nach dem bayerisch gewordenen Städtchen befördert werden sollten. Entsprechende Befehle gingen an nationalsozialistische SA.-Gruppen, die unterdes an anderen Orten gebildet worden waren, hinaus.

Es war das erstemal, daß in Deutschland ein derartiger Sonderzug fuhr. An allen Orten, an denen neue SA.-Leute einstiegen, erregte der Transport größtes Aufsehen. Viele hatten unsere Fahnen noch nie vorher gesehen; der Eindruck derselben war ein sehr großer.

Als wir in Koburg auf dem Bahnhof eintrafen, empfing uns eine Deputation der Festleitung des "Deutschen Tages", die uns einen als "Vereinbarung" bezeichneten Befehl der dortigen Gewerkschaften beziehungsweise der Unabhängigen und Kommunistischen Partei übermittelte, des Inhalts, daß wir die Stadt nicht mit entrollten Fahnen, nicht mit Musik (wir hatten eine eigene zweiundvierzig Mann starke Kapelle mitgenommen) und nicht in geschlossenem Zuge betreten dürften.

Ich lehnte diese schmählichen Bedingungen sofort glatt ab, versäumte aber nicht, den anwesenden Herren der Leitung dieser Tagung mein Befremden darüber auszudrücken, daß mit diesen Menschen Verhandlungen gepflogen und Abkommen getroffen würden, und erklärte, daß die SA. augenblicklich in Hundertschaften antreten und mit klingen-

{615 Zug nach Koburg}

der Musik und wehenden Fahnen in die Stadt marschieren werde.

So geschah es dann auch.

Schon auf dem Bahnhofsplatz empfing uns eine nach vielen Tausenden zählende, grölende und johlende Menschenmenge. "Mörder", "Banditen", "Räuber", "Verbrecher" waren die Kosenamen, mit denen uns die vorbildlichen Begründer der deutschen Republik liebreich überschütteten. Die junge SA. hielt mustergültige Ordnung, die Hundertschaften formierten sich auf dem Platz vor dem Bahnhof und nahmen zunächst von den Anpöbelungen keine Notiz. Durch ängstliche Polizeiorgane wurde der abmarschierende Zug in der für uns alle ganz fremden Stadt nicht, wie bestimmt, in unser Quartier, eine an der Peripherie Koburgs liegende Schützenhalle, sondern in den Hofbräuhauskeller, nahe dem Zentrum der Stadt, geleitet. Links und rechts vom Zuge nahm das Toben der begleitenden Volksmassen immer mehr zu. Kaum daß die letzte Hundertschaft in den Hof des Kellers eingebogen war, versuchten auch schon große Massen, unter ohrenbetäubendem Geschrei nachzudrücken. Um dies zu verhüten, schloß die Polizei den Keller ab. Da dieser Zustand ein unerträglicher war, ließ ich nun die SA. noch einmal antreten, ermahnte sie kurz und forderte von der Polizei die augenblickliche Öffnung der Tore. Nach längerem Zögern kam sie dem auch nach.

Wir marschierten nun den Weg, den wir gekommen waren, wieder zurück, um zu unserem Quartier zu gelangen, und da mußte nun allerdings endlich Front gemacht werden. Nachdem man durch Schreien und beleidigende Zurufe die Hundertschaften nicht aus der Ruhe hatte bringen können, griffen die Vertreter des wahren Sozialismus, der Gleichheit und Brüderlichkeit, zu Steinen. Damit war unsere Geduld zu Ende, und so hagelte es zehn Minuten lang links und rechts vernichtend nieder, und eine Viertelstunde später war nichts Rotes mehr auf den Straßen zu sehen.

Nachts kam es noch zu schweren Zusammenstößen. Patrouillen der SA. hatten Nationalsozialisten, die einzeln

{616 Zug nach Koburg}

überfallen worden waren, in gräßlichem Zustande aufgefunden. Daraufhin wurde mit den Gegnern kurzer Prozeß gemacht. Schon am nächsten Morgen war der rote Terror, unter dem Koburg schon seit Jahren gelitten hatte, niedergebrochen.

Mit echt marxistisch-jüdischer Verlogenheit versuchte man nun durch Handzettel die "Genossen und Genossinnen des internationalen Proletariats" noch einmal auf die Straße zu hetzen, indem man, unter vollständiger Verdrehung der Tatsachen, behauptete, daß unsere "Mordbanden" den "Ausrottungskrieg gegen friedliche Arbeiter" in Koburg begonnen hätten. Um halb zwei Uhr sollte die große "Volksdemonstration", zu der man Zehntausende von Arbeitern aus der ganzen Umgebung erhoffte, stattfinden. Ich ließ deshalb, fest entschlossen, den roten Terror endgültig zu erledigen, um zwölf Uhr die SA. antreten, die unterdes auf fast eineinhalbtausend Mann angeschwollen war, und setzte mich mit ihr in Marsch zur Feste Koburg, über den großen Platz, auf dem die rote Demonstration stattfinden sollte. Ich wollte sehen, ob sie es noch einmal wagen würden, uns zu belästigen. Als wir den Platz betraten, waren anstatt der angekündigten Zehntausend nur wenige Hundert anwesend, die bei unserem Nahen sich im allgemeinen still verhielten, teilweise ausrissen. Nur an einigen Stellen versuchten rote Trupps, die unterdessen von auswärts gekommen waren und uns noch nicht kannten, uns wieder anzustänkern; aber im Handumdrehen wurde ihnen gründlich die Lust dazu genommen. Und nun konnte man sehen, wie die bisher ängstlich eingeschüchterte Bevölkerung langsam aufwachte, Mut bekam, durch Zurufe uns zu begrüßen wagte und abends bei unserem Abzug an vielen Stellen in spontanen Jubel ausbrach.

Plötzlich erklärte uns am Bahnhof das Eisenbahnpersonal, daß es den Zug nicht fahren würde. Ich ließ darauf einigen Rädelsführern mitteilen, daß ich in diesem Falle zusammenzufangen gedächte, was mir an roten Bonzen in die Hände fiele, und daß wir dann eben selbst fahren würden, allerdings auf Lokomotive und Tender und

{617 Bewährung der SA. als Kampforganisation}

in jedem Wagen ein paar Dutzend von Brüdern der internationalen Solidarität mitzunehmen vorhätten. Ich versäumte auch nicht, die Herren darauf aufmerksam zu machen, daß die Fahrt mit unseren eigenen Kräften selbstverständlich ein unendlich riskantes Unternehmen sein würde und es nicht ausgeschlossen wäre, daß wir uns alle zusammen Genick und Knochen brächen. Freuen würde uns aber, dann wenigstens nicht allein, sondern in Gleichheit und Brüderlichkeit mit den roten Herrschaften ins Jenseits zu wandern.

Daraufhin fuhr der Zug sehr pünktlich ab, und wir kamen am nächsten Morgen wieder heil in München an.

In Koburg wurde damit zum ersten Male seit dem Jahre 1914 die Gleichheit der Staatsbürger vor dem Gesetz wiederhergestellt. Denn wenn heute irgendein gimpelhafter höherer Beamter sich zu der Behauptung versteigt, daß der Staat das Leben seiner Bürger beschütze, dann traf dies für damals jedenfalls nicht zu; denn die Bürger mußten sich in jener Zeit vor den Repräsentanten des heutigen Staates verteidigen.

Die Bedeutung dieses Tages konnte in ihren Folgen zunächst gar nicht voll eingeschätzt werden. Nicht nur, daß die sieghafte SA. in ihrem Selbstvertrauen und im Glauben an die Richtigkeit ihrer Führung außerordentlich gehoben wurde, begann auch die Umwelt, sich mit uns eingehender zu beschäftigen, und viele erkannten zum ersten Male in der nationalsozialistischen Bewegung die Institution, die aller Wahrscheinlichkeit nach dereinst berufen sein würde, dem marxistischen Wahnsinn ein entsprechendes Ende zu bereiten.

Nur die Demokratie stöhnte, daß man es wagen konnte, sich nicht friedlich den Schädel einschlagen zu lassen, sondern daß wir uns in einer demokratischen Republik unterstanden hatten, einem brutalen Angriff mit Fäusten und Stöcken statt mit pazifistischen Gesängen entgegenzutreten.

Die bürgerliche Presse im allgemeinen war teils jämmerlich, teils gemein, wie immer, und nur wenige aufrichtige Zeitungen begrüßten es, daß man wenigstens an einer

{618 Bewährung der SA. als Kampforganisation}

Stelle den marxistischen Wegelagerern endlich das Handwerk gelegt hatte.

In Koburg selbst aber hat immerhin ein Teil der marxistischen Arbeiterschaft, der übrigens selbst nur als verführt angesehen werden mußte, durch die Fäuste nationalsozialistischer Arbeiter belehrt, einsehen gelernt, daß auch diese Arbeiter für Ideale kämpfen, da man sich erfahrungsgemäß nur für etwas, an das man glaubt und das man liebt, auch schlägt.

Den größten Nutzen hatte allerdings die SA. selbst. Sie wuchs nun sehr schnell an, so daß beim Parteitag am 27. Januar 1923 bereits gegen sechstausend Mann an der Fahnenweihe teilnehmen konnten und dabei die ersten Hundertschaften in ihrer neuen Tracht vollkommen eingekleidet waren.

Die Erfahrungen in Koburg hatten eben gezeigt, wie notwendig es ist, und zwar nicht nur um den Korpsgeist zu stärken, sondern auch, um Verwechslungen zu vermeiden und dem gegenseitigen Nichterkennen vorzubeugen, eine einheitliche Bekleidung der SA. einzuführen. Bis dahin trug sie nur die Armbinde, nun kamen die Windjacke und die bekannte Mütze dazu.

Die Erfahrungen von Koburg hatten aber noch weiter die Bedeutung, daß wir nun darangingen, planmäßig in allen Orten, in denen der rote Terror seit vielen Jahren jede Versammlung Andersdenkender verhindert hatte, diesen zu brechen und die Versammlungsfreiheit herzustellen. Ab jetzt wurden immer wieder nationalsozialistische Bataillone in solchen Orten zusammengezogen, und allmählich fiel in Bayern eine rote Hochburg nach der anderen der nationalsozialistischen Propaganda zum Opfer. Die SA. hatte sich immer mehr in ihre Aufgabe hineingewachsen, und sie war damit von dem Charakter einer sinnlosen und lebensunwichtigen Wehrbewegung immer weiter weggerückt und zu einer lebendigen Kampforganisation für die Errichtung eines neuen deutschen Staates emporgestiegen.

Bis zum März 1923 währte diese logische Entwicklung.

{619 Der Abschluß 1923}

Dann trat ein Ereignis ein, das mich zwang, die Bewegung aus ihrer bisherigen Bahn zu nehmen und einer Umgestaltung zuzuführen.3. Die in den ersten Monaten des Jahres 1923 erfolgte Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen hatte in der Folgezeit eine große Bedeutung für die Entwicklung der SA.

Es ist auch heute noch nicht möglich und besonders aus nationalem Interesse nicht zweckmäßig, in aller Öffentlichkeit darüber zu reden oder zu schreiben. Ich kann mich nur so weit äußern, als in öffentlichen Verhandlungen dieses Thema schon berührt und der Öffentlichkeit dadurch zur Kenntnis gebracht ist.

Die Besetzung des Ruhrgebietes, die uns nicht überraschend kam, ließ die begründete Hoffnung erstehen, daß nunmehr endgültig mit der feigen Politik des Zurückweichens gebrochen und damit den Wehrverbänden eine ganz bestimmte Aufgabe zufallen würde. Auch die SA., die damals schon viele Tausende junger, kraftvoller Männer umfaßte, durfte dann diesem nationalen Dienst nicht entzogen werden. Im Frühjahr und im Hochsommer des Jahres 1923 erfolgte ihre Umstellung zu einer militärischen Kampforganisation. Ihr war zum großen Teil die spätere Entwicklung des Jahres 1923 zuzuschreiben, soweit sie unsere Bewegung betraf.

Da ich an anderer Stelle in großen Zügen die Entwicklung des Jahres 1923 behandle, will ich hier nur feststellen, daß die Umgestaltung der damaligen SA., wenn die Voraussetzungen, die zu ihrer Umgestaltung geführt hatten, also die Aufnahme des aktiven Widerstandes gegen Frankreich, nicht zutrafen, vom Gesichtspunkt der Bewegung aus eine schädliche war.

Der Abschluß des Jahres 1923 war, so entsetzlich er im ersten Augenblick erscheinen mag, von einer höheren Warte aus betrachtet, insofern ein nahezu notwendiger, als er die durch die Haltung der deutschen Reichsregierung gegenstandslos gemachte, für die Bewegung aber nun schädliche Umstellung der SA. mit einem Schlage beendete und damit

{620 Die neue SA. von 1925}

die Möglichkeit schuf, eines Tages dort wieder aufzubauen, wo man einst den richtigen Weg verlassen mußte.

Die im Jahre 1925 neugegründete NSDAP. hat ihre SA. nun wieder nach den eingangs erwähnten Grundsätzen aufzustellen, auszubilden und zu organisieren. Sie muß damit wieder zurückkehren zu den ursprünglich gesunden Anschauungen und hat es nun wieder als ihre höchste Aufgabe anzusehen, in ihrer SA. ein Instrument zur Vertretung und Stärkung des Weltanschauungskampfes der Bewegung zu schaffen.

Sie darf weder dulden, daß die SA. zu einer Art Wehrverband noch zu einer Geheimorganisation herabsinkt; sie muß sich vielmehr bemühen, in ihr eine Hunderttausendmanngarde der nationalsozialistischen und damit zutiefst völkischen Idee heranzubilden.

  

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